Angesichts weiterhin steigender Fälle häuslicher Gewalt im Saarland und fehlender ausgewiesener Schutz- und Beratungsangebote im Saarpfalz-Kreis fordern Bündnis 90/Die Grünen Saarpfalz den unverzüglichen Ausbau einer funktionierenden, wohnortnahen Unterstützungsstruktur für betroffene Frauen und Kinder.
„Es ist untragbar, dass Frauen und Kinder im Saarpfalz-Kreis in akuten Notsituationen keinen sicheren Ort finden, weil Strukturen, Zuständigkeiten oder Plätze fehlen. Wer vor Gewalt flieht, braucht Schutz – nicht irgendwann, sondern jetzt“, erklärt Lisa Becker, Co-Vorsitzende der Grünen im Saarpfalz-Kreis.
Kreisstadt Homburg ist handlungsbereit – jetzt muss der Kreis liefern
Die Kreisstadt Homburg hat bereits signalisiert, geeignete Räumlichkeiten als Notunterkunft einzurichten. Für die Grünen ist klar: Der Saarpfalz-Kreis, zuständig für die soziale Infrastruktur, muss diesen Impuls sofort aufgreifen und unterstützen.
„Die Stadt Homburg geht mutig voran – nun ist der Kreis gefordert, strukturelle Verantwortung zu übernehmen. Es darf nicht sein, dass kommunale Hilfsbereitschaft am Ende an fehlender Unterstützung auf Kreisebene scheitert“ so Rainer Keller, Co-Vorsitzender der Grünen im Saarpfalz-Kreis.
Gewalthilfegesetz verpflichtet zum Handeln – Planung muss sofort beginnen
Das neue Gewalthilfegesetz verpflichtet die Länder, ein flächendeckendes und wohnortnahes Hilfesystem für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder bereitzustellen. Die dafür notwendige landesweite Bedarfs- und Bestandsanalyse erfolgt im Zeitraum 2026–2027.
Nach Auffassung der Grünen darf der Saarpfalz-Kreis aber nicht auf die Landesprozesse warten. Vielmehr muss er sich jetzt aktiv und eng abgestimmt mit der Landeskoordination aufstellen.
„Wir brauchen sofortiges Handeln zum Schutz vor Gewalt gegen Frauen im Saarpfalz-Kreis –unter Einbeziehung unserer Gemeinden“, fordert Rainer Keller. „Dazu gehört auch, dass der Kreis unverzüglich die fachlich qualifizierte Koordinationsaufgabe für Gewaltbetroffene übernimmt. Betroffene müssen sofort wissen, an wen sie sich wenden können – ohne Hürden, ohne Zuständigkeitschaos.“
Appell an alle Kreistagsfraktionen: Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Die Grünen rufen alle Fraktionen im Kreistag eindringlich auf, sich unmittelbar an der Erarbeitung konkreter Maßnahmen zu beteiligen – und nicht erst dann, wenn das Land 2027 Strukturen vorgibt.
„Jede Verzögerung bedeutet für Betroffene ein weiteres Jahr Angst, Unsicherheit und Gewalt“, so Becker. „Wir haben die Pflicht, jetzt politische Geschlossenheit zu zeigen. Der Schutz von Frauen und Kindern ist kein Thema für parteipolitisches Taktieren.“
Grüne fordern konkrete Sofortmaßnahmen
Der Saarpfalz-Kreis muss aus Sicht der Grünen jetzt:
- ein kreisweites Schutzkonzept entwickeln, unter Beteiligung aller Kreisgemeinden,
- eine qualifizierte Koordinierungsstelle für Gewaltbetroffene einrichten, die unmittelbar Beratung koordiniert und Zugänge klärt,
- niedrigschwellige, klar kommunizierte Beratungsangebote sicherstellen,
- akute Notunterkünfte, beginnend mit Homburg, bereitstellen und absichern,
- bestehende Hilfestrukturen professionalisieren und verlässlich finanzieren,
- die Zusammenarbeit mit der Landeskoordination frühzeitig institutionalisieren.
„Als Gesellschaft dürfen wir nicht länger wegsehen“, betonen Becker und Keller gemeinsam. „Häusliche Gewalt endet nicht an Gemeindegrenzen – deshalb brauchen wir jetzt ein starkes, verlässliches Netz zum Schutz der Menschen, die sich nicht selbst schützen können.“
Hintergrund:
Die Fraktion Bündnis90/Die Grünen hatte im Kreistag Mitte Februar 2025 beantragt, dass im Saarpfalz-Kreis entsprechende Schutzräume für Frauen und Kinder eingerichtet werden sowie der Arbeitskreis „Gewalt gegen Frauen“ unter Einbindung des Kreises fortgeführt werden soll. Der Antrag wurde in den Sozialausschuss verwiesen und dort am 17.11.2025 im nichtöffentlichen Teil behandelt. Im Ergebnis wurde auf die Bedarfs- und Bestandsanalyse des Landes verwiesen.